Alternative Heilmethoden

Osteopathie bei Geburtstraumata

Manche gesundheitlichen Probleme im Säuglings- und Erwachsenenalter sind die Nachwirkungen einer schwierigen Geburt.
Prof. Marina Fuhrmann berichtet im Interview mit Bianca Lorenz, wie die Osteopathie helfen kann.

14.03.2021
Foto: AdobeStock/Adam Borkowski Foto: AdobeStock/Adam Borkowski

Was versteht man unter einem Geburtstrauma?

Ein Geburtstrauma kann dann entstehen, wenn das Kind während der Geburt unter dem Einfluss traumatischer Kräfte stand, die zu Blockaden und Mobilitätsdefiziten z.B. im Hals- und Kopfbereich führten. Es umfasst physische und/oder psychische Beeinträchtigungen, die auf Geschehen im Verlauf des Geburtsprozesses zurückzuführen sind.

Welche Auswirkungen kann es für den Säugling, aber auch im späteren Leben haben?

Geburtstraumata-Läsionen können beispielsweise funktionelle und taktile Störungen verursachen wie Saug- und Verdauungsprobleme, Gleichgewichtsdefizite, Schmerzen bei Berührung im Kopf- und Gesichtsbereich oder massive Schlafstörungen. Auch
Asymmetrien, Kopfschmerzen, Hyperaktivität, Immunschwäche oder eingeschränkte psychische Belastbarkeit können Folgen sein.

Woran erkennt man, dass ein Kind darunter leidet?

Das Kind schreit beispielsweise ohne Unterlass, hört nicht auf, wenn man es aufnimmt. Es saugt nicht an der Brust, sondern dreht den Kopf weg und schreit weiter. Auch wenn die Mutter versucht, das Kind zu beruhigen. Die Gewebe, die durch physikalisch-traumatische Geschehnisse in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, können zu leichten Kompressionen führen und auch den Stoffwechsel und die damit verbundene Vitalleistung des Körpers beeinflussen.

Wie genau kann der Osteopath helfen?

Die Befundaufnahme einer osteopathischen Behandlung begrenzt sich nicht auf die Symptome des Kindes. Das Ziel ist es, die Ursache des Problems herauszufinden und zu behandeln. Die kann bis zum Zeitpunkt der Geburt oder sogar bis zur Schwangerschaft zurückreichen. Entsprechend der Anamnese (Wie waren Schwangerschaft, Geburt und Geburtsposition? Wie waren die ersten Reaktionen nach der Geburt? Wie ist das Verhalten des Neugeborenen oder Kindes, wie sein Reflexmuster? Kann es gestillt werden, zeigt es Schluck-, Saugprobleme, einen Schiefhals etc.?) und einer osteopathischen Untersuchung mit den Händen wird der Osteopath während der Behandlung die Immobilität, die Blockaden beseitigen. Damit schafft er die Grundlage, dass das Kind seine Fähigkeiten und Möglichkeiten zum Ausdruck bringen kann. Je jünger es ist, desto weniger sind die ursächlichen Probleme durch Kompensationen überdeckt, desto leichter haben wir Osteopathen es, sie herauszufinden. Wichtig ist, dass eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Kinderarzt und Osteopath besteht.

Gibt es Studien, die den Erfolg dieser Therapie belegen?

Osteopathie kann laut einer der weltweit größten Säuglingsosteopathie-Studien bei Säuglingsasymmetrie, Schlaf- und Fütterungsstörungen, abgeflachter Hinterkopf und exzessives Schreien zu einer Besserung zwischen 50 bis 80 Prozent führen. Das sind überaus beeindruckende Ergebnisse, meine ich.